Ausgerechnet ein kleines Land in Südamerika hat geschafft, wovon Umweltschützer weltweit träumen. Dieses Jahr wurden fast 95 Prozent der Elektrizität Uruguays und 55 Prozent des Gesamtenergiebedarfs dort aus erneuerbaren Energien bezogen.
Weltweit kann sich (leider) kein Land mit diesem Wert messen. Zum Vergleich: Der weltweite Durchschnitt an der Energiebereitstellung durch erneuerbare Energien liegt bei gerade mal 12 Prozent. Besonders bemerkenswert: Deutschland gilt mit rund 30 Prozent zwar als Vorreiter, kann aber von Werten wie Uruguay bisher nur träumen.
Der Umstieg dauerte weniger als zehn Jahre und kam mit keinem finanziellen Verlust. Windkraft und Co. sind nicht umsetzbar, weil zu teuer? Dieser These nimmt das Beispiel Uruguays den Wind aus den Segeln. Denn: Der
Elektrizitätspreis im Land ist durch den Wechsel nicht gestiegen – sondern sogar leicht gesunken.
Das Geheimnis des Erfolgs liegt in der Finanzierung. Uruguays Energieminister Ramón Méndez verriet im Interview mit der britischen Tageszeitung „The Guardian“: „Wir haben gelernt, dass erneuerbare Energien ein finanzielles Geschäft sind“. Bau- und -Instandhaltungskosten seien gering und solange man Investoren ein sicheres Umfeld biete, seien Geldanlagen in diesem Bereich auch sehr attraktiv.
Früher stellte die Verbrennung von Öl einen der größten Stromlieferanten dar. Das Land versorgt sich mittlerweile mit Strom aus Windrädern, Wasserkraftwerken, Solarparks und Biomasseanlagen.
Uruguay fordert von der UN, seinem Beispiel zu folgen. Uruguays Energieminister Ramón Méndéz hat ein ehrgeiziges Ziel: Bis 2017 soll der Kohlenstoffdioxid-Ausstoß weltweit um 88 Prozent sinken. Ob dieses Vorhaben beim Klimagipfel in Paris als unrealistisch abgetan wird oder nicht – das Beispiel Uruguays sollte wirtschaftlich stärkere Länder wie Deutschland oder die USA in jedem Fall unter Druck setzen.