Gedenkplakette in der Pestalozzi-Schule von Buenos Aires. Deutscher Botschafter würdigt „Ort des Humanismus“. Zeitzeugin anwesend
Buenos Aires. Es ist ein Novum: Erstmals gibt es außerhalb Europas eine „Stolperschwelle“ in Gedenken an Menschen, die während des Nationalsozialismus verfolgt wurden. Am Montagabend wurde die Gedenkplakette in den Boden des Eingangsbereichs der Pestalozzi-Schule von Buenos Aires gesetzt.
Anders als in Europa, wo die Gedenktafeln zumeist dort platziert werden, wo die Verfolgten ihren letzten freigewählten Wohnort hatten, wird mit der Schule im Stadtteil Belgrano nun ein Ort des Schutzes geehrt. „Es erinnert daran, dass es auch in den dunkelsten Zeiten Orte des Humanismus gibt“, hob der deutsche Botschafter Jürgen Christian Mertens hervor. Das Gedenken an den Holocaust sei nach 1945 zur deutschen Identität geworden. Deutschland trage heute in besonderer Weise Verantwortung, dass so etwas nie wieder passiere, unterstrich der Diplomat zudem.
Die Pestalozzi-Schule wurde 1934 als Reaktion auf die NS-Gleichschaltung der deutschen Schulen am Río de la Plata gegründet. Kinder von rassisch oder politisch Verfolgten erhielten hier eine an humanistischen Werten orientierte Bildung.
Emotionaler Höhepunkt der Veranstaltung war der Auftritt von Margot Aberle Strauss. Die heute 90-Jährige flüchtete 1938 mit ihrer jüdischen Familie nach Argentinien. Als Zehnjährige kam sie in die 5. Klasse der Pestalozzi-Schule. Von ihr stammt das Zitat: „Die Schule hat mir ein Gefühl der Geborgenheit gegeben und das Trauma der Emigration erleichtert.“ Diese Worte stehen nun auf der Bronzeplakette, welche im Beisein der ehemaligen Schülerin in den Boden gelegt wurde.
Von Marcus Christoph, Buenos Aires
weiterlesen bei amerika21