Frauen fordern „Sexuelle Aufklärung, um zu entscheiden, Verhütung, um nicht abtreiben zu müssen, legale Abtreibung, um nicht zu sterben“
Buenos Aires. Am Aktionstag für die Legalisierung von Abtreibung sind in der Hauptstadt von Argentinien sowie weiteren Städten Lateinamerikas tausende Frauen auf die Straße gegangen, um gegen die Kriminalisierung von Schwangerschaftsabbrüchen zu demonstrieren. Vor 28 Jahren haben Frauen am 28. September im Rahmen eines regionalen Treffens erstmals eine Demonstration mit der Forderung nach legaler und sicherer Abtreibung organisiert. Für die feministischen Bewegungen geht es damals wie heute nicht nur um die gesetzliche Verankerung, sich für oder gegen eine Schwangerschaft entscheiden zu können, sondern grundlegend um das Recht auf sexuelle Selbstbestimmung für Frauen.
Ihre Forderung nach „Sexueller Aufklärung, um zu entscheiden, Verhütung, um nicht abtreiben zu müssen, legaler Abtreibung, um nicht zu sterben“ verliert nicht an Aktualität. Schwangerschaftsabbrüche sind in El Salvador, Nicaragua, Honduras, Haiti, Surinam sowie der Dominikanischen Republik unter keinen Umständen legal. Auch nicht, wenn Lebensgefahr für die Frau besteht oder die Schwangerschaft auf eine Vergewaltigung zurückzuführen ist. Nur in Kuba, Puerto Rico und Mexiko-Stadt ist eine Abtreibung ohne Angabe von Gründen bis zu einem bestimmten Zeitpunkt möglich. In den meisten Ländern kann eine Schwangerschaft nur dann legal abgebrochen werden, wenn das Leben der Frau in Gefahr ist oder bestimmte andere Indikationen vorliegen. Oft greifen Frauen daher auf unsichere Methoden zurück, die nicht selten zum Tod führen, oder erhebliche Verletzungen zur Folge haben.
Häufig bleibt es nicht dabei, dass Frauen nur keinen Zugang zu sicheren Abtreibungsmethoden haben, sondern sie müssen auch mit extrem hohen Haftstrafen rechnen: Erst kürzlich wurde die 19-jährige Evelyn Hernández aus El Salvador zu 30 Jahren Gefängnis verurteilt, nachdem sie eine Fehlgeburt erlitt, die man ihr als absichtlichen Schwangerschaftsabbruch zum Vorwurf machte. Sie wurde schwanger, nachdem sie wiederholt vergewaltigt wurde. In El Salvador und Honduras haben auch Ärzte mit hohen Strafen und den Entzug ihrer Lizenz zu rechnen, wenn sie nur indirekt einer Abtreibung beihelfen. Um nicht in Verdacht zu geraten, diagnostizieren sie im Zweifelsfall einen absichtlichen Schwangerschaftsabbruch seitens der Frau und melden ihn der Polizei. Auch wenn es sich wie im Fall von Hernández um eine Fehlgeburt handelt.
Von Jana Flörchinger
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