Cannabis hat eine 180° Wende in der Meinung vieler Menschen weltweit gemacht. In den letzten Jahren konnten sich in vielen westlichen Ländern, allen voran in den USA, Cannabis-Befürworter als Sieger eines politischen Paradigmenwechsel ansehen. In vielen amerikanischen Bundesstaaten, etwa Colorado oder Alaska, ist der Freizeitkonsum von Cannabis mittlerweile legalisiert worden. Und auch in Lateinamerika geschieht etwas. Überall steigt die Popularität von Cannabis (bzw. CBD Öl) als medizinische Alternative.
In Deutschland gab es hier zuletzt ein neues Urteil, dass die Nutzung medizinischer Cannabisprodukte für schwer leidende Schmerzpatienten erheblich vereinfacht. In der BRD ist es nun – in Ausnahmefällen! – möglich, dass medizinisches Cannabis verschrieben wird. Die Kosten muss die Krankenkasse übernehmen. Das entlastet viele Patienten, die bisher selbst anbauen oder mit großen finanziellen Bürden aus dem Ausland einkaufen mussten.
In Lateinamerika schreitet die Liberalisierung von Cannabis als medizinisches Produkt parallel dazu voran. Der Gesundheitsminister von Paraguay, Antonio Barrios, verkündete vor kurzem, dass er eine Studie zu Cannabis-Öl beauftragt hat. Dieses als “CBD-Öl” verkaufte Derivat der Cannabis-Pflanze hat schmerzlindernde Eigenschaften und wird oft für Patienten mit Epilepsie genutzt. Das Medikament ist in Uruguay nur auf Rezept erhältlich, ist zur Zeit aber sehr teuer, da es aus den Vereinigten Staaten importiert werden muss. Fünf Flaschen des CBD-Öl kosten rund 820 Euro, sie reichen bei der Anwendung an einem Erwachsenen jedoch lediglich für einen Monat Behandlung.
Die Studie soll nun klar stellen, wie hoch der Kosten-Nutzen-Effekt dieser alternativen Behandlungsmethode ist. Bei einem positiven Ergebnis könnte Barrios in Zukunft den eigenen Anbau und inländische Produktion von CBD-Öl beauftragen, um die paraguayischen Patienten finanziell zu entlasten. Damit würde Paraguay auch in anderer Hinsicht einen progressiven Schritt machen. Das Land gilt als einer der größten Hauptproduzenten von Marihuana – und zwar weltweit. Allerdings sind die Plantagen komplett illegal. Der Schwarzmarkt blüht. Mit einem Schritt in Legalisierung könnten verlorene Steuereinnahmen dem Staat zugute kommen.
Gleichzeitig gibt es auch in Brasilien erste, wenn auch zaghafte, Schritte in Richtung Legalisierung. Zum ersten Mal genehmigte das Gesundheitsamt ein Medikament auf Cannabis-Basis. Das Produkt “Mevatyl” wird in Deutschland auch als Sativex verkauft und bei Multipler Sklerose zur Behandlung angewendet.
Brasilien und Paraguay sind nicht die einzigen Länder in Lateinamerika, die solche Schritte wagen. In Chile und Mexiko laufen derzeit politische Anträge und viele öffentliche Diskussionen darüber ab, wie mit medizinischem Cannabis in Zukunft umgegangen werden soll.