An Schulen und Universitäten wird gestreikt. Hauptforderung ist eine neue Tarifrunde. Auch Privatisierungsabsichten im Erziehungsbereich werden kritisiert
Buenos Aires. In Argentinien haben die Lehrer- und Professorengewerkschaften seit Anfang der Woche landesweit mobilisiert.
Am vergangenen Mittwoch strömten Hunderttausende aus dem ganzen Land zu einer Massendemonstration nach Buenos Aires. Aufgerufen hatte die nationale Gewerkschaftsunion der Lehrkräfte, UDA. Außerdem zahlreiche Gewerkschaften aus den Provinzen Argentiniens, die Basisgewerkschaft „Vereinigung der Lehrkräfte an technischen Schulen“ (CTERA,), der Verband der Privatdozenten, die Föderation der Erzieher Argentiniens, die Nationale Föderation der Universitätsdozenten und die Basisgruppen des Nationalen Rates für Wissenschaft und Technologie.
Überwiegend Gymnasiallehrer und Schüler der Oberschulen prägten gemeinsam mit Universitätsprofessoren und Studenten die Proteste in der argentinischen Hauptstadt. Aber auch viele Familien der betroffenen Studierenden sowie unorganisierte Bürger beteiligten sich. Das Ausmaß der Mobilisierung übertraf alle Erwartungen. Die Demonstration war die größte in der Geschichte der Erziehungsgewerkschaften Argentiniens. Auch die Empörung über die neoliberalen Maßnahmen des Präsidenten Mauricio Macri machte sich darin Luft.
Bereits am Dienstag hatten die Lehrkräfte zu einem 48-stündigen Streik aufgerufen, der in ganz Argentinien befolgt wurde. „Hier geht es um weit mehr als Lohnerhöhungen“, sagte ein Gewerkschaftsführer der UDA auf der Abschlusskundgebung vor dem Regierungspalast. „Wir kämpfen gegen die Privatisierungsabsichten der Regierung. Sie will das öffentliche Erziehungswesen austrocknen und die private Erziehung großzügig fördern“, führte er weiter aus. „Wir sind hier, um dem Präsidenten zu sagen, dass er das Gesetz über die Finanzierung des Erziehungswesen einhalten soll. Es wurde vom Nationalkongress verabschiedet“, forderte eine Sprecherin der CTERA-Gewerkschaft und erklärte: „Der Artikel 10 des Gesetzes legt fest, dass die Tarifparteien eine landesweite Gehaltsgrundlage vereinbaren müssen, außerdem Arbeitsbedingungen, Veränderungen im Lehrplan und in der Dozentenlaufbahn“.
Von Georg Stein, Buenos Aires
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