Belém. Der Mord an einem 29-jährigen Polizeibeamten in Belém, der Hauptstadt des brasilianischen Bundestaates Pará, hat laut der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch Brasilien (HRW) möglicherweise zu einer Welle von Vergeltungsmorden geführt.
Rafael da Silva Costa, Beamter einer Eliteeinheit der Militärpolizei, war am 20. Januar getötet worden. In der Folge wurden 30 Menschen in Beléms Innenstadt erschossen. Die Opfer, so HRW, wurden per Zufallsprinzip in Social-Media-Netzwerken ausgewählt. Es sei davon auszugehen, dass es sich bei 25 der 30 Fälle um Hinrichtungen handelte.
Dies sei kein Einzelfall. Laut den jüngsten Daten der brasilianischen Nichtregierungsorganisation „Forum für öffentliche Sicherheit“ kamen im Jahr 2015 in Pará 26 Polizisten ums Leben, während Polizeibeamte innerhalb und außerhalb des Dienstes 180 Menschen töteten. In den letzten Jahren kam es in mehreren Bundesstaaten, vor allem in Pará, Amazonas, São Paulo und Ceará wiederholt zu Morden durch Polizisten, die im Stil von paramilitärisch organisierten Gruppen vorgehen. Dies konnte etwa in einem Fall in Pará im Jahr 2014, wo nach dem Tod eines Polizisten zehn Zivilisten umgebracht worden, durch die Staatsanwaltschaft belegt werden.
„Jeder Mord an einem Polizisten verdient eine schnelle und ernsthafte Antwort, Vergeltungsmorde hingegen verbreiten Angst in der ganzen Gemeinde und sind völlig inakzeptabel“, sagte Maria Laura Canineu, Leiterin von Human Rights Watch Brasilien. Tötungen durch die Polizei werden in Brasilien noch immer unzureichend strafrechtlich verfolgt, weshalb diese und andere Organisationen eine sorgfältige Untersuchung der Fälle fordert.
Von Ester Pons
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