Odebrecht-Konzern in Brasilien kündigt Zahlungen in Korruptionsskandal an

Bauunternehmen im Zentrum des „größten internationalen Bestechungsskandals der Geschichte“. Konzernführung stimmt ersten Strafzahlungen in Millardenhöhe zu

Salvador de Bahía. Im Korruptionsfall um den Bauriesen Odebrecht in Brasilien ist es zu einem historischen Vergleich gekommen. Lateinamerikas größtem Bauunternehmen mit Hauptsitz in Brasilien wird vorgeworfen, auf drei Kontinenten Regierungsmitarbeiter bestochen zu haben, um an Aufträge zu gelangen. Dies berichteten zahlreiche internationale Medien in den vergangenen Tagen unter Berufung auf das US-amerikanische Justizministerium und die Nachrichtenagentur AFP.

 

Das Unternehmen Odebrecht aus Brasilien steht im Zentrum eines internationalen Korruptionsskandals
Das Unternehmen Odebrecht aus Brasilien steht im Zentrum eines internationalen Korruptionsskandals (Logo des Konzerns, Ausschnitt) QUELLE: VEPETRELLI LIZENZ: CC BY-SA 4.0

Im dem „größten internationalen Bestechungsskandal der Geschichte“, so das lateinamerikanische Nachrichtenportal Nodal, der bereits zur Verhaftung mehrerer führender Mitarbeiter geführt hat, kommen immer neue Details ans Tageslicht. Das in 30 Ländern tätige Unternehmen soll ab 2001 in insgesamt zwölf Staaten von Angola bis Venezuela Regierungsmitarbeitern Schmiergelder bezahlt haben. An die 100 Projekte habe man sich auf diesem Weg gesichert.

Gemeinsam mit seinem Petrochemie-Arm Braskem hat sich das Unternehmen schuldig bekannt und einer Strafzahlung von mindestens 3,5 Milliarden US-Dollar zugestimmt, um Anklagen in den USA, Brasilien und der Schweiz zu entgehen. Laut dem Firmenanwalt William Burck ist Odebrecht nun froh, einen Schlussstrich unter das Kapitel ziehen und sich wieder auf die Zukunft konzentrieren zu können.

Die jetzige Unternehmungsführung bat um Verzeihung für die schweren Verfehlungen und kündigte an, in Zukunft keine korrupten Geschäftsmethoden mehr anwenden zu wollen.

Die beiden Unternehmen sollen gemeinsam eine eigene Bestechungsabteilung betrieben haben, berichtet Nodal unter Berufung auf die US-amerikanische Staatsanwaltschaft.

Das mexikanische Nachrichtenportal Animalpolitico nennt weitere Einzelheiten. Laut Informationen der US-Bundespolizei FBI sollen in neun lateinamerikanischen Ländern Bestechungsgelder geflossen sein. In Mexiko hat der Konzern demnach zwischen 2010 und 2014 insgesamt 10,5 Millionen US-Dollar bezahlt, in der Dominikanischen Republik 92 und in Brasilien 349 Millionen.

Laut dem Magazin The Economist war der Vergleich wohl noch nicht der letzte Akt: Den Staatsanwaltschaften in den betroffenen Ländern steht es frei, weitere Schritte zu unternehmen. In Mexiko hat die Regierung gemeinsam mit dem staatlichen Erdölkonzern Pemex begonnen, alle verfügbaren Informationen zusammenzutragen, berichtet Animalpolitico. Wer die Bestechungsgelder erhalten habe, sei derzeit noch unklar.

Auch die ecuadorianische Regierung hat angekündigt, die Vorwürfe gegen das Unternehmen untersuchen zu wollen, so der lateinamerikanische Nachrichtensender Telesur. Der für Justiz zuständige Sekretär des Präsidialamtes, Alexis Mera, erinnerte in einer TV-Sendung daran, dass Ecuador Odebrecht bereits 2008 wegen Unregelmäßigkeiten, schlechten Verhaltens und struktureller Fehler beim Bau eines Wasserkraftwerks des Landes verwiesen habe. Präsident Rafael Correa hatte damals eigens ein Dekret zu diesem Zweck erlassen. 2010 zahlte das Unternehmen 40 Millionen US-Dollar Kompensation die für beim Bau des Kraftwerks begangene Fehler.

Von Christina Bell
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