Zahl der Arbeitslosen auf Höchststand seit 2012. Unterstützung für die De-facto-Regierung unter Michel Temer sinkt auf 20 Prozent
Brasília. Die Arbeitslosenquote in Brasilien ist zuletzt abermals gestiegen und erreichte Ende November 11,9 Prozent. Rund 12,1 Millionen Menschen waren demnach von Arbeitslosigkeit betroffen, wie das brasilianische statistische Bundesamt (Instituto Brasileiro de Geografia e Estatística, IBGE) am Donnerstag vergangener Woche bekanntgab. Damit sind noch einmal 100.000 Menschen mehr arbeitslos als im Quartal zuvor.
Die Arbeitslosigkeit in Brasilien ist demnach auf dem höchsten Stand seit der Einführung der Zählung im Jahr 2012 durch eine fortlaufende Datenerhebung. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum verzeichnete das Land drei Millionen Arbeitslose mehr. Dies entspreche einem Anstieg der absoluten Zahlen von 33,1 Prozent, so das IBGE. Hingegen sei insgesamt die Arbeitslosigkeit von neun Prozent in 2015 um 2,9 Prozentpunkte auf 11,9 Prozent gestiegen.
Die Deutung der Ursachen fällt sehr unterschiedlich aus. Unlängst machte De-facto-Präsident Michel Temer von der rechtskonservativen PMDB (Partido do Movimento Democrático Brasileiro) die Vorgängerregierung unter der linksgerichteten Dilma Rousseff von der Arbeiterpartei PT für die schwierige wirtschaftliche Situation verantwortlich. Gleichzeitig versprach er sieben Monat nach der Amtsübernahme eine Verbesserung der Lage für das zweite Quartal 2017. Noch im Mai 2016 hatte der damalige Minister für Arbeit, Ronaldo Nogueira (PTB), unter der Interimsregierung Temers einen Rückgang der Arbeitslosigkeit bis Ende des Jahres 2016 versprochen und damit um Zustimmung in Bevölkerung und Parlament für die im August erfolgte Absetzung von Präsidentin Rousseff geworben.
Dagegen machen Gewerkschaften und linke Parteien die massiven Sparmaßnahmen der aktuellen Regierung für die hohe Arbeitslosigkeit verantwortlich. Die geringere Auftragslage und sinkende öffentliche Investitionen tragen maßgeblich dazu bei, dass die Arbeitslosenquote stabil hoch bleibe, schrieb die Zeitung Carta Campinas.
Von Mario Schenk
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