Montevideo oder Buenos Aires – Hauptsache Südamerika!

Fake mit Weißwurst und Christine Neubauer: Ein ARD-Film gaukelt seinen Zuschauern den Schauplatz Buenos Aires vor. VON JOACHIM HUBER

Ein Degeto-Film ist stets eine Wahrscheinlichkeitsrechnung. Könnte so sein, muss aber nicht so sein, was da in den 90 Minuten gezeigt wird. Was aber nicht sein kann, weil es nicht sein darf: eine Verdrehung von Fakten, um das böse Wort von der Lüge mal zu vermeiden. Die Metzgermeisterin Maria Gissenwehrer (Christine Neubauer) also steht auf einem Hoteldach mit ihrem Neffen Caspar (Valentino Fortuzzi), die Kamera zieht auf, ein imposanter Bau wird sichtbar: „Teatro Solis“ steht drauf. Diese Bühne findet sich am Hauptplatz von Uruguays Hauptstadt Montevideo.

Christine Neubauer spielt Metzgermeisterin Gissenwehrer, die die Argentinier von den Vorzügen der bayerischen Weißwurst überzeugen...
Christine Neubauer spielt Metzgermeisterin Gissenwehrer, die die Argentinier von den Vorzügen der bayerischen Weißwurst überzeugen…FOTO: ARD DEGETO/JUAN ANGEL URRUZOLA

Der Degeto-Film nach dem Buch von Markus B. Altmayer und in der Regie von Markus Herling aber behauptet steif und fest, er würde in Buenos Aires, Argentiniens Kapitale, spielen. Tut er aber nicht, wie weitere Szenen belegen. Natürlich, ein Film ist eine Fiktion, doch dass der „Betrug“ so arrogant ausgeführt wird, das löst Schnappatmung aus.

Worum es geht? Maria Gissenwehrer, verbissen, kompromisslos in Tat und Wort, muss an ihres verletzten Bruders statt den Argentiniern die Weißwurst schmackhaft machen, sonst geht der Betrieb pleite. Im Schlepptau der Neffe, den der Tod der (argentinischen) Mutter aus der Bahn geworfen wird, Caspar kämpft mit sich und dem Leben. Seine Tante kämpft mit den Umständen, mit Dolmetscher Diego (Carlos Lobo), mit dem Argentinier, der Weißwürste grillt und in Saucen ertränkt..

Christine Neubauer spielt ihre Maria mit entschiedener Ruppigkeit, die Figur biedert sie sich weder ihrer Umgebung noch dem Publikum an. Die CultureClash-Komödie hat ihre amüsanten Momente und ihre berührenden, wenn Tante und Neffe ihre Zwänge und Grenzen und Ausbruchsversuche erleben. Da wird der Film menschlich, wo er des Öfteren zu weißwurstig ist.

tagesspiegel.de

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