Die Regierung Morales strebt Stärkung der Lebensmittelindustrie an. Südamerikanisches Land will auch Paraguay mit Gas beliefern
La Paz. Präsident Evo Morales hat die Bevölkerung in Bolivien dazu angehalten, nationale Produkte zu konsumieren. Dies ist Teil seiner Strategie, die wirtschaftliche Entwicklung voran zu treiben und den Binnenmarkt zu stärken. Der Andenstaat strebt außerdem die Rolle als wichtigster Energieversorger Südamerikas an.
Am vergangenen Samstag weihte Morales in diesem Zusammenhang in Tacna im Departamento Cochabamba eine Fabrik zur Produktion von Fruchtsäften ein, erbaut mit technischer Unterstützung aus Kuba. Dort werden nun pro Stunde zehn Tonnen Zitrusfrüchte zu Saft verarbeitet. Die Firma beschäftigt 54 Mitarbeiter und schafft weitere 300 indirekte Arbeitsplätze. Ein weiteres Beispiel der Stärkung des Binnenmarktes ist die Gefriertrocknungsanlage der Gemeinde Palos Blancos im Departamento La Paz, in der die anfallenden Fruchtschalen zu Tierfutter weiter verarbeitet werden und so weitere Anwendung finden.
„Wir stehen inmitten eines Industrialisierungsprozesses. Wir sollten unsere eigenen Säfte, unseren eigenen Joghurt und andere in Bolivien produzierte Lebensmittel konsumieren. Die Bauern stellen ihre landwirtschaftlichen Erzeugnisse her und verkaufen an die Industrie; diese wiederum verarbeitet die Produkte weiter, die Endkonsumenten sind die Familien unseres Landes. Dank dieses Konzepts wird unsere Wirtschaft weiter wachsen“, erklärt das bolivianische Staatsoberhaupt. Er betont außerdem die Bedeutung eines steigenden Wirtschaftswachstums Boliviens für Investitionen in neue Sozialprogramme.
Nach Angaben der bolivianischen Statistikbehörde INE ist seit Morales’ Amtsantritt im Jahr 2006 das Bruttoinlandsprodukt Boliviens mit 9,5 auf 34,4 Milliarden US-Dollar stetig gewachsen. Darüber hinaus habe sich das Land zu einem wichtigen Produzent landwirtschaftlicher Erzeugnisse entwickelt, versichert der Finanz- und Wirtschaftsminister Luis Arce. Dennoch werden immer wieder Stimmen laut, die die Rückkehr zum neoliberalen Wirtschaftsmodell fordern.
Neben der Stärkung des Binnenmarktes bemüht sich Bolivien seine Position als Erdgasexporteur weiter auszubauen. So wird etwa eine Kooperation zwischen der größten Erdöl- und Erdgasfirma Boliviens, Yacimientos Petrolíferos Fiscales Bolivianos (YPFB), und der paraguayischen Firma Petróleos Paraguayos Petropar geplant. Auch nach Peru soll Bolivien demnächst Gas exportieren. Bisher waren Argentinien und Brasilien die Hauptabnehmer für bolivianisches Erdgas gewesen.
Von Annalisa Neher
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