Montevideo. Unbekannte sind in die Räumlichkeiten eines Forscherteams der Universität von Montevideo eingedrungen, das mit dem Auffinden der sterblichen Überreste der Verschwunden während der Militärdiktatur (1973-1985) beauftragt ist. Dabei wurden drei Datenträger, zahlreiche Akten sowie geringe Mengen Bargeld entwendet. Zudem markierten die Eindringlinge auf in den Büros aushängenden Karten die Wohnorte einiger der Wissenschaftler.
Schweigemarsch für die Verschwundenen in Montevideo QUELLE: VILMA GUZMAN |
Wie es seitens der „Kommission für Wahrheit und Gerechtigkeit“ hieß, welche die Untersuchungen in Auftrag gegeben hatte, können alle entwendeten Daten wieder hergestellt werden, da externe Sicherungen vorlägen.
Drei Tage nachdem der Vorfall bekannt wurde kamen in der Hauptstadt mehrere Tausend Menschen zu einer Demonstration zusammen, um ihre Unterstützung der Aufklärungsarbeit und die Ablehnung der als Anschlag deklarierten Tat auszudrücken. Javier Tassino, Mitglied der Hinterbliebenenorganisation „Mütter und Familienangehörige der Festgenommenen- Verschwundenen“ erklärte gegenüber der spanischen Nachrichtenagentur EFE: „Der Diebstahl ist eine ernste, erdrückende Tat, die sich nicht mit der Demokratie verträgt. Deshalb werden wir, außer diese Tat zu verabscheuen, unsere Anstrengungen in den Untersuchungen verdoppeln.“ Der Diebstahl werde nur noch mehr Menschen dazu motivieren, Aussagen zu tätigen, die bei der Aufklärung helfen können.
Von Steffen Lehnert