Neue Hoffnung gegen das Dengue-Fieber und vielleicht sogar das Zika-Virus: Ein Impfstoffkandidat gegen das Dengue-Virus hat sich in einer klinischen Studie als zu 100 Prozent effektiv erwiesen. Schon eine einmalige Impfung reichte aus, um Probanden vollständig gegen das Virus zu schützen. Mediziner hoffen, mit diesem Kandidaten eine Vakzin gefunden zu haben, die zuverlässig gegen alle vier Varianten des Dengue-Virus schützt. Es könnte zudem so modifiziert werden, dass es zusätzlich gegen das Zika-Virus schützt.
Das Dengue-Fieber ist eine der verbreitetsten Tropenkrankheiten weltweit: Mehr als 400 Millionen Menschen werden pro Jahr neu mit dem Erreger infiziert. Übertragen wird das Virus dabei von der Stechmücken Aedes aegypti – der gleichen Art, die auch als Hauptüberträger des Zika-Virus gilt. Zwar verläuft ein Großteil der Infektionen glimpflich mit keinen oder nur leichten Symptomen. Doch bei rund zwei Millionen Menschen jährlich nimmt das Dengue-Fieber einen schweren Verlauf. Als Folge entwickeln die Patienten ein hämorrhagisches Fieber, rund 25.000 von ihnen sterben. Schon seit Jahren arbeiten Mediziner an einem Impfstoff gegen die Krankheit, doch das erweist sich als sehr schwierig. Einer der Gründe: Es gibt weltweit vier Stämme des Dengue-Virus, und wer mit einem von ihnen infiziert war, der hat ein stark erhöhtes Risiko, bei einer Infektion mit einem der anderen Stämme schwer zu erkranken. Ein Impfstoff muss daher gegen alle Dengue-Stämme gleich gut schützen, sonst setzt er die Geimpften einer noch größeren Gefahr aus.
Ganz oder gar nicht
„Dengue ist einzigartig: Wenn man es nicht gleich richtig macht, kann man mehr Schaden anrichten als Gutes tun“, erklärt Seniorautorin Anna Durbin von der Johns Hopkins University in Baltimore. Dies war auch der Fall bei einem der bisher getesteten Impfstoffe, Dengvaxia. Diese in drei Dosen verabreichte Vakzine schützte im ersten Jahr der klinischen Studien in Thailand und Lateinamerika zwar halbwegs gut gegen drei der vier Dengue-Stämme, doch gegen den Stamm 2 erwies sie sich als nur teilweise wirksam. Hinzu kam: Drei Jahre nach der Impfung stiegen die Zahlen der schweren Verläufe bei Kindern unter neun Jahren deutlich an. Der Impfstoff ist inzwischen zwar in Mexiko, den Philippinen und Brasilien testweise für Erwachsene und älter Jugendliche zugelassen, gilt aber eher als Notbehelf.
Unter anderem deshalb sind Durbin und ihren Kollegen bei einem weiteren Impfstoffkandidaten nun einen anderen Weg gegangen. Dieser Impfstoff besteht aus einer Mischung von abgeschwächten Viren aller vier Dengue-Stämme. Bevor sie ihn jedoch in Dengue-Endemiegebieten testeten, führten sie in den USA einen zusätzlichen Versuch mit 48 gesunden Freiwilligen durch. Die Hälfte von ihnen wurde mit einer Dosis der TV003 getauften Vakzine geimpft, die andere Hälfte bekam ein Placebo. Sechs Monate später wurden alle Freiwilligen mit einem leicht abgeschwächten Dengue-Virus des Stamms 2 infiziert. Dieses erzeugt leichtes Fieber und Hautauschläge, führt aber zu keinen weiteren Symptomen. „Dieses modifizierte Virus ist wertvoll, weil wir so verlässlich eine Dengue-Infektion auslösen könne, ohne unsere Freiwilligen einer schweren Krankheit auszusetzen“, erklärt Koautor Stephen Whitehead vom US National Institute of Allergy and Infectious Diseases (NIAID). Weil sich Stamm 2 des Dengue-Virus bisher am häufigsten als Schwachstelle von Impfstoffen erwies, wurde er als Testvirus ausgewählt. Gegen die restlichen drei Dengue-Stämme hat sich die Vakzine bereits als gut wirksam erwiesen.