In einem Vergleich von 15 Ländern aus der Region Lateinamerika und Karibik, der von der Organización Internacional del Trabajo (OIT) herausgegeben wurde, zeigte sich, dass Paraguay über den höchsten Mindestlohn verfügt.
Waren es im Jahr 2000 noch 192 USD so hat sich der staatlich festgesetzte Basisbezug inzwischen auf 384 USD erhöht, also exakt verdoppelt. Der durchschnittliche Mindestlohn aller betrachteter Länder liegt bei 262 USD. Nach Paraguay folgen Chile (366 USD), Brasilien (325 USD), Venezuela (324 USD), Uruguay (310 USD) und Kolumbien (288 USD). Das Nachbarland Bolivien schreibt lediglich 116 US-Dollar als Basis vor.
Interessant ist auch die Abweichung vom durchschnittlichen Lohn zum Mindestlohn, die für Paraguay mit 80% angegeben wird, während diese für Uruguay mit 24% ein deutlich höheren Normallohn signalisiert. Ecuador liegt ebenfalls bei 80%, Brasilien bei 31%, Chile bei 35%, Peru bei 54% und Kolumbien bei 60%.
Für Paraguay und wahrscheinlich für weitere Länder gilt die Besonderheit, dass zum einen ein großer Teil der Beschäftigung als der Teil der Schattenwirtschaft stattfindet und zum anderen viele Arbeitnehmer mehrere Jobs auf sich vereinen, wodurch ein Vergleich der Wirtschaften auf der Grundlage offizieller Statistiken sinnarm ist.
Die Studie selbst formuliert: “Ein niedriger Mindestlohn provoziert eine hohe Konformität, wird aber dem Anspruch nicht gerecht, ein Einkommen zu garantieren, dass alle Notwendigkeiten des Arbeitnehmers und seiner Familie abdeckt. Andererseits kann ein hoher Mindestlohn diese Bedürfnisse besser befriedigen, falls er nicht zur Auslöschung von Arbeitsplätzen (Anm.: z.B. durch Automatisierung) führt und dieser auch effektiv gezahlt wird.”
Eine weitere Problematik, die die Studie kurz anreisst, ist das Stadt / Land-Gefälle. Die Lebenshaltungskosten in Ballungsräumen sind oft ganz unterschiedlich zu denen auf dem Land und hier kann ein garantierter Lohn keine Antwort beziehungsweise die falsche Antwort geben wenn es um die Frage geht, wie die Grundbedürfnisse erfüllt werden können.
In Paraguay wird der Mindestlohn in der Praxis oft eher als Dach denn als Boden gehandhabt. So verdienen laut dem Amt für Statistik (DGEEC) 31,1% der Arbeitnehmer in der Hauptstadt und den Nachbarstädten weniger als den Basiswert und nur 20,4% mehr als zwei Mindesteinkommen.
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