In Uruguay, wo Marihuana neuerdings ein legales Rauschmittel ist, kommen die Selbst-Anbauer auf ihre Rechnung.
Montevideo. Drei Monate nach Inkrafttreten des Gesetzes zur Legalisierung von Marihuana haben sich in Uruguay rund 500 Konsumenten-Clubs und 1200 Produzenten registrieren lassen. Das berichtete am Montag das Lateinamerika-Porta „amerika21.de“. Das Gesetz ermöglicht es dem südamerikanischen Staat, die Produktion und den Verkauf von Marihuana zu regulieren.
Es erlaubt außerdem jedem uruguayischen Bürger über 18 Jahre den Erwerb von bis zu 40 Gramm des Rauschmittels im Monat zum Preis von rund 70 Eurocent pro Gramm und den Eigenanbau von bis zu sechs Pflanzen. Im vergangenen August begann die Registrierung für die „Selbst-Anbauer“ und im Oktober für die Clubs mit bis zu 45 Mitgliedern, die maximal 99 weibliche Cannabispflanzen züchten dürfen. Dies sei ein ermutigendes Ergebnis, sagte der Leiter der Nationalen Drogenbehörde (JND), Julio Calzada laut „amerika21.de“.
Die Anwendung des Gesetzes gehe „stetig, gesichert und kontrolliert“ voran. Er bestätigte jedoch auch, dass „der Großteil der Nutzer“ nicht zu denen gehöre, die selbst anbauen oder den Clubs beitreten. Die Mehrheit werde sich in Apotheken versorgen und dies sei noch „im Prozess der Regelung.“Derzeit analysierten die zuständigen Behörden Vorschläge von Firmen, die an der Herstellung von Marihuana sowohl „für therapeutische als auch für Erholungszwecke“ zum Verkauf in Apotheken bekundet hatten. Ursprünglich hatten sich 22 Unternehmen gemeldet, davon seien elf ausgewählt worden, so Calzada.
In den kommenden Wochen würden die Vorarbeiten abgeschlossen und die Firmen könnten auf einem staatlichen Gelände im Verwaltungsbezirk San José mit der Produktion beginnen. Die Kontroverse über die Zweckmäßigkeit der Verteilung von Marihuana in Apotheken halte indes an, das Thema werde weiter diskutiert, so der der JND-Chef. Calzada äußerte sich vergangene Woche anlässlich der Präsentation der dritten Sommerkampagne „Passt auf euch auf, lasst uns alle genießen“, einem staatlichen Programm zur Aufklärung über die Risiken des Alkoholkonsums, bei dem in diesem Jahr auch der verantwortungsbewusste Umgang mit Cannabis thematisiert wird.
Künstler, Aktivisten, Sozialarbeiter und Funktionäre verschiedener Behörden beteiligen sich „amerika21.de“ zufolge im ganzen Land an der Informationskampagne. Nach Angaben der JND konsumieren fünf Prozent der Bevölkerung – das entspricht rund 170.000 Uruguayern – regelmäßig Marihuana. Das Legalisierungsgesetz war im Dezember 2013 vom Parlament verabschiedet und im Mai dieses Jahres vom damaligen Präsidenten Jose Mujica unterzeichnet worden.
Mujica hatte die Legalisierung unter anderem damit begründet, dass der seit Jahrzehnten von den USA angeführte „Krieg gegen Drogen“ nicht nur erfolglos sei, sondern nur mehr Gewalt und Mord für Lateinamerika bedeutet habe. Seine Regierung sei der Überzeugung, dass das Verbot mancher Drogen mehr Probleme schaffe, als die Droge selbst.
Milliardenmarkt Marihuana – Das große Geschäft mit dem Kiffen
Experten schätzen, dass der Verkauf in Apotheken nicht vor März 2015 beginnen wird. Am 1. März beginnt die neue Regierungsperiode des Mitte-links-Bündnisses Frente Amplio mit dem neuen Präsidenten Tabare Vazquez. Dieser war in der Vergangenheit ebenso wie die Mehrheit der Opposition ein strikter Gegner der Legalisierung, hatte sich dann aber der Mehrheit gebeugt und im Wahlkampf versichert, das Gesetz umzusetzen. Es sei für ihn jedoch „unfassbar“, dass Apotheken Marihuana „zu Erholungszwecken“ verkaufen sollen.
Gesehen bei wirtschaftsblatt