Nur Stunden vor Eröffnung der Olympischen Sommerspiele in Rio de Janeiro (5. bis 21. August) haben verschiedene Organisationen Demonstrationen auf den Straßen der Zuckerhut-Metropole angekündigt. In sozialen Netzwerken wird davon gesprochen eine „tollwütige Kulisse“ für die ersten Olympischen Spiele in Südamerika zu installieren. In den nächsten drei Wochen blicken die Augen der Welt auf Brasilien, angesichts der politischen Krise und der tiefen Rezession lehnt ein Großteil der Bevölkerung die „Spiele für die Reichen“ ab und versucht ihre Interessen in das Rampenlicht zu rücken.
Die Sicherheitskräfte gehen davon aus, dass es auf der Route der olympischen Fackel in das Maracana-Stadion zu Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und der Polizei kommen wird. „Diese Olympischen Spiele sind eine Katastrophe“, so die 32-jährige Manuela Trindade, freie Journalistin und Lehrerin. Nach eigenen Worten macht sie sich große Sorgen darüber, dass die Proteste gewaltsam unterdrückt werden. Aufgeheizt wird die Stimmung zusätzlich durch das laufende Amtsenthebungsverfahren gegen Dilma Rousseff. Mit großer Wahrscheinlichkeit wird die Präsidentin ihres Amtes enthoben, Anhänger und Gegner der verschiedenen politischen Lager zeigen zunehmend Gewaltbereitschaft.
Deshalb wird erwartet, dass Interims-Präsident Michel Temer bei der offiziellen Eröffnung der Spiele (20:00 Uhr Ortszeit-23:00 GMT) nur eine kurze Ansprache halten wird, höchstwahrscheinlich begleitet von Pfiffen und Buh-Rufen. Spannungen werden ebenfalls dadurch erzeugt, dass weder Rousseff noch ihr Vorgänger Luiz Inácio „Lula“ da Silva an der Eröffnung des größten Sportereignisses der Welt teilnehmen.