Beide große Verbände organisieren Streiks gegen neoliberale Politik. Regierung und Kirche versuchen die Gewerkschaften zu besänftigen
Buenos Aires. In Argentinien hat der peronistische Gewerkschaftsbund CGT in der Auseinandersetzung um neoliberale Maßnahmen der Regierung von Präsident Mauricio Macri für Oktober einen „historischen Streik“ angekündigt. Bereits am 2. September hatte der zweite große Gewerkschaftsbund des südamerikanischen Landes, CTA, unter dem Titel „Marcha Federal“, eine Massenkundgebung in Buenos Aires gegen die aktuelle Sparpolitik organisiert. „Marcha Federal“ hieß 1994 auch eine Großdemonstration gegen Ex-Präsident Carlos Menem und dessen neoliberalen Regierungskurs.
In den vergangenen Wochen hatten argentinische Medien wiederholt über Spannungen zwischen der Macri-Regierung und der im August neu gewählten CGT-Leitung unter Führung von Héctor Daer, Juan Carlos Schmid und Carlos Acuña berichtet. Gründe dafür sind unter anderem ein von der Gewerkschaft gefordertes Abkommen zu prekären Arbeitsverhältnissen, informeller Arbeit und Arbeitslosigkeit sowie die Rückweisung eines Staatsprojekts für junge Angestellte. „Der Streik ist nur noch eine Frage der Zeit“, so zeigte sich ein Führungsmitglied der CGT sicher. Gewerkschaftschef Schmid wies indes darauf hin, dass es keine Arbeitnehmervertretung gebe, die nicht unzufrieden über die Wirtschafts- und Arbeitsmarktpolitik der Regierung sei. Auch die anderen beiden Gewerkschaftsgeneralsekretäre haben keine guten Worte für den argentinischen Präsidenten übrig.
Ähnliche Stimmen waren in den letzten beiden Wochen aus dem CTA-Lager zu vernehmen. Die beiden Gewerkschaftsgeneralsekretäre Pablo Micheli und Hugo Yasky drängen zu einem Streik im Stile vom 29. April dieses Jahres (La Marcha del 29), mit dem sie ein „Anti-Entlassungsgesetz“ einforderte. Befeuert dazu wurden die beiden unter anderem durch das jüngste, ergebnislose Treffen mit dem Arbeitsminister Jorge Triaca. Sie „hätten nichts erreicht“ und die Gegebenheiten würden stimmen, um mit der CGT einen landesweiten, historischen Streik durchzuführen. Aus dem Munde von Yaski klingt dies wie folgt: „Der Dialog ist nicht mehr ausreichend. Die Regierung kann nicht darauf setzen, dass die Inflation zurückgeht während die Wirtschaft stagniert, die Löhne fallen und die Kaufkraft schwindet.“ Auch die Gewerkschaft der Staatsangestellten, ATE, soll mit ins Boot geholt werden.
Von Richard Tillmann
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